Katja Diehl hat kürzlich das Bild einer Karte vom Berliner U- und S-Bahn-Netz gepostet, auf der eingezeichnet war, wie lange man als Fußgänger bräuchte, um von einer Station zur nächsten zu gelangen. Aber obwohl ich diese Darstellung an sich durchaus interessant fand, war es doch der dazugehörige Kommentar von ihr, der mich zu meinem heutigen #ImproBlog inspiriert hat.

Wenn man es sich genauer anschaut, dann sind es nicht nur die FußgängerInnen, die keine Lobby haben. Sehr viele Dinge, die für uns als Gesellschaft wünschenswert wären, haben keine Lobby, weil es dafür keine Geschäftsmodelle gibt.

Umweltschutz. Tierschutz. Gesellschaftliche Offenheit. Nachhaltigkeit. Saubere Energie. Das sind alles Dinge, bei denen sich ein Investment nicht in Zahlen auf der Bilanz ausdrückt. Unser gesamtes Gesellschaftssystem ist darauf ausgerichtet, dass irgendwer irgendwo möglichst viel Geld verdient. Egal wie.

Man kann natürlich Wege finden, sich auch innerhalb dieser Rahmenbedingungen für Tiere, die Umwelt, Gleichberechtigung oder Inklusion einzusetzen. Aber dann muss man auch auf den Kampf gegen die wirtschaftlichen Restriktionen vorbereitet sein. Man muss sich um Förderanträge bemühen. Oder Spendengelder. Oder man muss ein Geschäftsmodell finden, mit dem man finanziell erfolgreich ist, obwohl man einen gemeinnützigen Zweck erfüllt.

Und das ist das Problem. Obwohl. Eigentliche müsste es doch heißen: Weil. Diese Unternehmen ist erfolgreich, weil es einen gemeinnützigen Zweck erfüllt. Diese einfach „weil“ ist aktuell leider in unserem Wirtschaftssystem nicht verankert. Und so lange das so ist, sind wir immer abhängig davon, dass es Menschen gibt, die bereit sind für einen guten Zweck, die Hürden und Restriktionen zu überwinden, die sich dadurch ergeben, dass man in erster Linie „Geld verdienen muss“.

Warum kann man mit einem Produkt extrem reich werden, dass dazu beiträgt, dass Menschen tagelang in einer virtuellen Welt vor dem Bildschirm festhängen? Während Initiativen, die sich für die Integration von Flüchtlingen oder die Abschaffung von Massentierhaltung einsetzen, ständig am Existenzminimum entlang kratzen. Warum haben wir noch von niemandem gehört, der Millionär geworden ist, weil er sich für die Erhaltung des Regenwaldes eingesetzt hat.

Die Zielvorgaben müssen sich ändern. Gesellschaftlich wünschenswerte Aktivitäten müssen auch den größten persönlichen Erfolg versprechen. Dann werden sich immer mehr junge Gründer und etablierte Unternehmerinnen ernsthaft damit beschäftigen, wie man diese Welt besser machen kann.

Einige Versuche in diese Richtung gibt es schon. Zum Beispiel durch die B Corp Bewegung. Oder die Gemeinwohlökonomie. Und wenn das irgendwann ernsthafte wirtschaftliche Optionen sind, dann werden auch die Fußgängerinnen eine sehr attraktive Zielgruppe für erfolgsorientierte Unternehmen.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der #ImproBlog Challenge entstanden. Jeden Tag nehme ich mir einen Tweet vor und kommentiere diesen innerhalb von 10-15 Minuten (ja liebe #10minBlog Mitstreiter, ich brauche doch immer einen Moment länger habe ich gemerkt, aber im Herzen bin ich bei euch.) Wenn euch, liebe Leser, das Format gefällt: eine Liste mit allen anderen #10minBlog Twitteraccounts findet ihr hier.

Im gestrigen #ImproBlog habe ich mich einfach nur bedankt. Bei den Leuten, die sich öfter mal bedanken.

 

#ImproBlog – Gemeinwohlökonomie für Fußgängerinnen
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