Was ich zuerst sagen muss: es ist wirklich total verrückt! Wenn Du aufwachst und feststellst, dass die Twitter-Followeranzahl Deiner Organisation in einer Woche um 100% angewachsen ist oder dass euer neuestes, wirklich ganz frisches Projekt schon einen YouTube Magazin Beitrag erreicht hat.

Woher kommt die Magie?

Diese Magie wird möglich wenn:

  • die Aktivitäten Deiner Organisation Sinn machen für Dich, für Deine Organisation und auch noch für viele andere Personen außerhalb Deiner Organisation (Kunden, zukünftige Kunden, Stakeholder, etc.)
  • Personen, mit denen Du zusammenarbeitest, entscheiden können, wann, wie viel und wofür sie arbeiten wollen
  • ihr die Werkzeuge habt, Dinge zu dokumentieren und zu planen (z. B. Google Drive und Trello) and ein geniales Tool für Remote-Kommunikation (z. B. Slack) – und ihr gleichzeitig die Freiheit habt, sie so zu verwenden, wie ihr das wollt und braucht
  • es trotz allem Personen gibt, die am Housekeeping und längerfristiger Verantwortung für Themen/Aufgaben interessiert sind – und dazu noch ganz kreative Köpfe
  • ihr eine Art regelmäßiges Meeting habt (kann auch remote sein), bei dem das ganze Team/Organisation zusammenkommt, um sich gegenseitig zu sehen und sicher zu stellen, dass immer noch alle an die gleichen, sinnstiftenden Ideen glauben
  • eure Mitglieder mit diesem ganzen „New Work/verrückte Freiheit, Selbstorganisations-, Kommunikations-, Verantwortungs- und immer persönlich (und als Organisation) wachsen wollen und müssen“-Dingens umgehen können
  • jede*r ein eigenes Tempo gehen oder eine Pause machen kann, wenn der Rest zu schnell unterwegs ist

Bestimmt könnte ich diese Liste noch eine Weile fortsetzen – aber ich denke, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Stattdessen möchte ich einmal etwas genauer auf dieses Projekt eingehen, welches bei mir so magische Momente weckt.

#Mutland entsteht

Wir haben unser Projekt vor weniger als zwei Monaten mit einem einfachen Hashtag – #Mutland – begonnen. Viele von uns haben das Gefühl, dass es aktuell ein starkes Übergewicht von schlechten Nachrichten in den Medien gibt. Über gute Dinge wird nur selten berichtet. #mutland möchte das ändern. Wir glauben daran, dass es positive Impulse braucht, damit die Mensch aktiv bleiben und kreativ werden, um so die Zukunft positiv zu gestalten und zu leben. Daher haben wir einen Twitter-Account erstellt und begonnen, gute Nachrichten/Geschichten/Tweets unter diesem Hashtag zu teilen. Aktuell, in diesem Moment haben wir bereits 555 Follower auf Twitter. Der Hashtag wird mittlerweile auch von Personen genutzt, die wir nicht persönlich kennen. Sie teilen Geschichten, die sie erleben und die ihnen Mut machen.

#Mutland wächst

Mittlerweile besteht unser Kernteam aus über 10 mutigen Menschen aus ganz Deutschland. Wir betreiben neben Twitter nun auch eine Webseite, einen Facebook Kanal und einen Instagram-Account. Über ein Crowdfunding möchten wir #Mutland auch auf die Straße bringen. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Ideen. …

Spontanes Backlog entstanden beim intrinsify meetup – danke Markus Metz fürs Teilen! 

Warum #Mutland funktioniert

Ich habe den Eindruck, wir haben

  • eine Vision, die sowohl für uns Sinn macht als auch für viele andere „außerhalb“ unserer Organisation – wir alle brauchen Mut und können unsere Lebensqualität deutlich erhöhen, wenn wir unsere eigene Geschichte schreiben, anstatt unser Leben passiv und in Angst zu verbringen
  • wir sind alle Freiwillige, die das Projekt unterstützen, weil sie daran glauben und nicht weil sie dafür bezahlt werden (selbst wenn Bezahlung manchmal toll wäre, würde es uns doch erlauben, mehr Zeit zu investieren, als nur ein paar Stunden nach Feierabend)
  • wir nutzen Google Drive, Trello und insbesondere Slack als Kommunikationstool – gleichzeitig können unsere Teams („Themengruppen“ genannt) selbst entscheiden, ob sie z. B. ihr eigenes Trello-Board oder mehr Slack-Channel benötigen – andere Mitglieder der Organisation können Vorschläge machen, aber das jeweilige Team ist selbst dafür verantwortlich, die beste Arbeitsumgebung zu gestalten und den eigenen, besten Arbeitsmodus zu finden.
  • wir haben viele kreative Köpfe, viele engagierte und verantwortungsbewusste, die Themen verfolgende Personen im Team sowie einige Housekeepers, die aufräumen (oder besser noch, Teammitgliedern Ratschläge geben, wie sie selbst aufräumen oder etwas besser strukturieren können) wenn etwas zu chaotisch wurde
  • wir haben ein zweiwöchentliches Remote-Meeting mit Zoom, bei dem mindestens ein Mitglied jeder Themengruppe teilnehmen sollte – auf diese Weise können wir unsere aktuellen Aufgaben miteinander teilen, gemeinsam brainstormen und frische Energie und Kreativität tanken, um weiter mutig nach vorne zu gehen.
  • wir hören ab und an Feedback wie „Ich muss mich wirklich an diese vielen Infos und transparente Kommunikation in Slack gewöhnen“ oder „Irgendwas das ich tun sollte/nicht tun sollte?“ von neuen Mitgliedern – dafür haben wir einen Onboarding-Prozess aufgesetzt und ermutigen jede*n, jederzeit Feedback zu geben, wenn etwas benötigt wird
  • wir haben schon einige Personen dazustoßen, sehr aktiv und dann deutlich ruhiger werden sehen – meistens lassen sie uns nach einiger Zeit in Slack wissen, dass sie eine Pause brauchen oder nicht so viel machen können, wie sie ursprünglich wollten, weil sie privat oder mit ihrem bezahlten Job stark ausgelastet sind/Zeit und Energie knapp sind o.ä. – wir bedanken uns bei ihnen für ihre Zeit, Energie und Ideen und ermutigen sie, uns jederzeit Bescheid zu geben, wenn sie wieder aktiver an Board kommen wollen. Und natürlich danken wir ihnen für ihre Offenheit und ihren Mut, uns ihren Mangel an Energie/Zeit etc. zu kommunizieren!

Meiner Meinung nach haben wir damit die Grundlagen, um diese Magie geschehen zu lassen. Natürlich ist das kein „Wir sind so toll und nur wir sind toll“-Post – lass uns gerne in den Kommentaren oder auf Twitter wissen, wie toll Du und Deine Organisation/Team/Magie sind – daraus könnte eine weitere Story für #Mutland werden 😉👌👏

Nachdenkenswert

Bevor ich diesen Post beende, möchte ich Dich noch zum Nachdenken anregen. Beim Schreiben dieses Posts sind mir ein paar Fragen in den Sinn gekommen:

  • Gibt es wirklich ein „außerhalb Deiner Organisation“? Wenn ich an eine organisch wachsende Netzwerk-Organisation denke, denke ich eher an Symbiose und fluide Grenzen, die sich nicht nach „uns gegen die“ anfühlen, eher nach „was können wir mit ihnen oder für sie tun?“. Was denkst Du dazu?
  • Wenn ich über Ownership/längerfristige (Themen-)Verantwortung, Housekeeping und kreative Köpfe nachdenke, denke ich an die Beziehung zwischen Pflanzen, Gärtnern und der Luft. Pflanzen sind verantwortlich dafür, zu wachsen und das machen sie in der Regel ziemlich gut – sogar noch besser wenn ihnen eine Gärtner ab und an hilft, auch sich zu fokussieren, Unkraut jätet etc. Aber ohne die Luft, die herumströmt (wie es auch die kreativen Köpfe gerne tun), wäre ihr Wachstum ziemlich begrenzt. Wie erlebst Du diese Beziehung in Deiner Organisation? Hast Du weitere Metaphern?
  • Einen gemeinsamen Sinn zu teilen – warum ist das wichtig und wie kann er aussehen? Ich denke, dass wir wenn wir als Team/Organisation an die gleichen Dinge/Vision glauben, wir Freiheit und ein gemeinsames Wachstum/Erfolg erreichen und erleben können. Was denkst Du dazu?
  • Wie passt meine Geschwindigkeit in das Team oder in die Organisation? Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, darüber nachzudenken und zu sprechen, um eine nachhaltige Freiheit und Engagement in Deinem Team/Organisation zu erreichen. Wie ich Dir erzählt habe, ermutigen wir jede*n, uns Bescheid zu geben wenn eine Pause oder Fokus auf andere Dinge erforderlich ist. Kennst Du den Ausdruck „build with heart and balance“ (aus den Unternehmenswerten von Atlassian)?

Ich hoffe, Du hattest Spaß beim Lesen dieses Posts und Glückwunsch, dass Du es so weit geschafft hast. Vielen Dank für Deine Zeit und teile Deine Gedanken gerne hier oder auf Twitter – und vielleicht magst Du ja #Mutland in Deinem Land oder Deiner Umgebung erlebbar machen und mitgestalten? Wir würden uns sehr darüber freuen, Deine Geschichten zu lesen – Du kannst sie uns hier direkt mitteilen.

Dieser Beitrag ist zugleich der Auftaktbeitrag für unsere #Mutland Blogparade, in der wir euch dazu aufrufen möchten, zu berichten, was für euch Mut ist und was euch Mut macht. 




Der Mut hinter #Mutland – Einblicke in eine organisch wachsenden Netzwerk-Organisation
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Christoph Thomas

U.a. Atlassian Consultant (überwiegend für JIRA und Confluence). Glaubt an eine Welt, in der eine bessere Zukunft mehr wert ist als heute Millionen zu verdienen. Mutbürger Mutmacher Mitorganisator bei #mutland

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