Für 30€ nach Malle. Das kriegt man mit dem Auto nicht hin. Auch nicht mit der Bahn. Das geht nur per Flugzeug (oder vielleicht zu Fuß). Dass Fliegen nicht gerade dazu beiträgt den Klimawandel zu stoppen, hat sich auch schon rumgesprochen. Und trotzdem suchen die Menschen weiter nach dem nächsten Reise-Schnäppchen. Aber wer ist Schuld daran? Und noch besser, wie könnte man das ändern. Diese Frage hat Ardalan Ibrahim kürzlich in seiner Kritik an der Kritik an der Konsumgesellschaft aufgeworfen:
Ich lehn mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sage:
— Ardalan Ibrahim 🧙♀️ (@ardalanai) 10. August 2018
Bullshit – Fliegen ist nur so billig, weil unsere GESETZE so scheiße sind & nicht weil wir als Verbraucher der generellen Logik des Wirtschaftens "bestes Angebot zum kleinsten Preis" folgen.https://t.co/YL02g2p2zI
Der Tweet ist nur der Anfang eines längeren Threads, in dem Ardalan argumentiert, dass sich die Menschen im Rahmen der aktuellen Gesetzte völlig einwandfrei verhalten. Sie suchen einfach das „beste Angebot zum besten Preis“. Warum sollte jemand freiwillig mehr für eine Leistung bezahlen, die er billiger haben kann?
Und ja, da kann man wohl uneingeschränkt zustimmen. Man kann Menschen nicht vorwerfen, dass sie den Wert ihres finanziellen Einkommens im Rahmen der geltenden Gesetze optimieren. Im Arbeitsleben (egal ob tatsächlich erwerbstätig oder nicht) muss man in der Regel um jeden Euro mehr kämpfen. Man tauscht seine eigene Zeit gegen Geld ein. Und dann möchte man aus dieser Investition das Beste rausholen.
Das wiederum bedeutet, dass man ständig auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ist. Und das führt auch dazu, dass man im Nachhinein kontinuierlich vergleicht, ob man den gewünschten Gegenwert tatsächlich erhalten hat. Und wenn nicht, dann führt das zu persönlicher Unzufriedenheit. Und es hagelt schlechte Rezensionen bei Amazon.
Vor diesem Hintergrund kann man die Forderung gut nachvollziehen, dass gefälligst die Gesetzte verändert werden müssen, wenn man ein anderes Verhalten haben möchte. Man könnte zum Beispiel die Steuern auf Kerosin massiv erhöhen. Die Mindestlöhne im Transportwesen anheben. Höhere Flughafengebühren ansetzen und die Mehreinnahmen dann an Angestellte ausschütten. All dies werden Wirtschaftsunternehmen nicht von alleine tun. Weil es dem eigentlichen Unternehmenszweck entgegen steht. Nämlich Gewinn zu machen. Wenn man also das Anreizsystem nicht ändert (ich habe das kürzlich schon einmal thematisiert), dann muss man zumindest regulieren. Und das wird nicht funktionieren, so lange es eine Wirtschaftslobby gibt, die kein strukturelles Interesse an Regulierung hat.
Aber. ABER. Das befreit nicht automatisch jeden Einzelnen davon, für sich persönlich eine andere Entscheidung zu treffen. Jeder ausgegebene Euro ist eine Wahl. Und offensichtlich gibt es sehr viele Menschen, die kein Interesse daran haben, zu warten, bis die Gesetzgeber oder die Politik das Problem lösen. Diese Menschen entscheiden von sich aus, nicht mehr zu fliegen, kein Fleisch mehr zu essen, nur nachhaltige Produkte zu kaufen oder öfter mit dem Rad zu fahren. Auch wenn das mit dem Blick auf das kurzfristige Kosten-Nutzen-Verhältnis vielleicht nicht die richtige Entscheidung ist.
Und je mehr Menschen es gibt, die diese Entscheidung für sich treffen, desto größer wird auch der Druck auf die Politik und damit auf die Wirtschaft. Die große Verbreitung von Bio-Produkten, die immer zahlreicheren Alternativen zu Plastik und der Aktienkurs von Tesla haben gezeigt, dass eine durch die Konsumenten gesteuerte Marktveränderung möglich ist. Man sollte die Wirksamkeit jedes Einzelnen nicht unterschätzen. Oder um es konkreter zu machen: Du solltest Deine eigene Wirksamkeit nicht unterschätzen. Das heißt nicht, dass Du nicht weiterhin Billigflieger buchen darfst (insbesondere, wenn die Entscheidung heißt „billig fliegen“ oder „gar nicht fliegen“). Aber bitte triff die Entscheidung bewusst! Und wenn Du in der komfortablen Situation bist, es dir leisten zu können, dann schau nicht nur auf den kurzfristigen Nutzen sondern auch auf die langfristigen Konsequenzen.
Dieser Beitrag ist im Rahmen der #ImproBlog Challenge entstanden. Jeden Tag nehme ich mir einen Tweet vor und kommentiere diesen innerhalb von 10-15 Minuten (ja liebe #10minBlog Mitstreiter, ich brauche doch immer einen Moment länger habe ich gemerkt, aber im Herzen bin ich bei euch.) Wenn euch, liebe Leser, das Format gefällt: eine Liste mit allen anderen #10minBlog Twitteraccounts findet ihr hier.
Im letzten #ImproBlog habe ich mich gefragt, ob sich die Prinzipin der Führung in den letzten 2.000 Jahren geändert haben. Ich sage ja.
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