Heute im #ImproBlog mal wieder eines meiner Lieblingsthemen: das bedingungslose Grundeinkommen. Ich will an dieser Stelle gar nicht zu sehr in die Argumentation gehen. Meines Erachtens gibt es sehr gute Gründe, warum wir das BGE testen sollten. Die habe ich aber bereits in einem recht ausführlichen Beitrag behandelt (Ruiniert ein bedingungsloses Grundeinkommen unsere Gesellschaft). Darum soll es gar nicht gehen. Was ich aber sehr interessant finde ist, wie stark dieses Thema polarisiert. Aber vorweg kurz der Tweet, der mich auf das Thema gebracht hat. Danke an Sina Trinkwalder (Sie ist Gründerin von manomama, wo sie Menschen eine Chance gibt, die sonst keine Chance bekommen und schreibt parallel selber an einem Buch zum #BGE, auf das ich mich sehr freue):
Warum das BGE in der heutigen Konsumgesellschaft nicht funktionieren wird? Erst, wenn wir wieder immaterielle Werte zu schätzen gelernt hat, wird eine rein materielle Zuwendung ihre erzielte Wirkung entfalten. #isso
— Sina Trinkwalder (@manomama) 1. August 2018
Wenn ich mir so die Diskussionen anschaue, dann scheint es letztendlich zwei Lager zu geben. Diejenigen die daran glauben, dass die Mehrheit der Menschen dazu in der Lage ist verantwortungsvoll und einigermaßen weitsichtig zu handeln. Und diejenigen, die das nicht tun.
Ich persönlich traue den Menschen recht viel zu. Leute setzen Kinder in die Welt. Bauen Häuser. Nehmen Kredite auf. Und fahren 2t schwere Geräte mit 200 Sachen über die Autobahn. Gleichzeitig. Während andere 2t schwere Geräte in einem Abstand von 2,5m neben ihnen mit 180 Sachen von anderen Menschen gesteuert werden.
Wie kommt es, dass wir dem Großteil der Menschen das zutrauen (obwohl es leider zahlreiche Beweise dafür gibt, dass nicht alle diese Verantwortung zu 100% perfekt wahrnehmen)? Wenn es aber darum geht, ob Menschen in der Lage sind ein monatliches bedingungsloses Einkommen sinnvoll einzusetzen? Dann scheiden sich die Geister. Und die Leute werden emotional. Und der Untergang des Sozialstaats wird heraufbeschworen.
Ich verstehe ja die Argumentation, dass ein BGE nicht alle Probleme löst. Und ich sehe auch den Punkt, dass das kein Weg sein kann, um den Staat aus der Verantwortung zu entlassen. Und natürlich muss man sich damit beschäftigen, wie man damit umgeht, wenn unerwünschte Nebeneffekte auftreten.
Aber warum sträuben sich so viele Leute, es zu versuchen. Und mitunter Leute, die in anderen Kontexten von der neuen Fehlerkultur sprechen. Und von agilen und lernenden Organisationen. Und von Exploration und Innovation.
Würde man durch eine Umverteilung von Steuern (nichts anderes ist ja das BGE) tatsächlich die Büchse der Pandora öffnen? So dass es keinen Weg zurück gäbe? Gab es nicht schon viele Sozialreformen, die im Nachhinein vielleicht nicht so erfolgreich waren (Hartz4 anyone)? Und haben wir nicht trotzdem aus ihnen gelernt.
Warum tun wir so, als wüssten wir, was passiert, wenn das Paradigma der Verknüpfung von Einkommen und Erwerbsarbeit aufgelöst würde? Warum gibt es Menschen, die sich selber anmaßen, bewerten zu können, wie die Mehrheit der Bevölkerung auf diese veränderte Situation reagieren würde? Warum testen wir es nicht einfach?
Wenn das #BGE wirklich so katastrophale Auswirkungen hat, wie Kritiker befürchten, dann wird eine weitere Reform kommen. Und wenn keine weitere Reform kommt, dann war es wohl doch nicht so schlimm. Click To TweetAlso wer eine bessere verantwortungsvollere und gemeinschaftlichere Gesellschaft möchte, der sollte den Menschen auch das Vertrauen geben, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen verantwortungsvoll umzugehen.
Zum Abschluss noch eine Frage: Sollte man Menschen keine Verantwortung geben, weil sie verantwortungslos sind oder ist es nicht vielleicht doch umgekehrt.
Dieser Beitrag ist im Rahmen der #ImproBlog Challenge entstanden. Jeden Tag nehme ich mir einen Tweet vor und kommentiere diesen innerhalb von 10-15 Minuten (ja liebe #10minBlog Mitstreiter, ich brauche doch immer einen Moment länger habe ich gemerkt, aber im Herzen bin ich bei euch.) Wenn euch, liebe Leser, das Format gefällt: eine Liste mit allen anderen #10minBlog Twitteraccounts findet ihr hier.
Mein letzter #ImproBlog Artikel handelte von den Problemen der einseitigen Kommunikation. Ihr wisst schon. Es geht um Leute, die eigentlich nur darauf warten selbst zu reden, wenn man sich unterhält. Aber lest selbst.
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