Glückliche Kinder

„Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts.“ – Friedrich Fröbel

Was bedeutet das für die heutige Zeit? Viele Menschen hasten ihrem Alltag nach und müssen ihre Lebenszeit gegen Arbeit verkaufen. Im schlimmsten Fall reicht die Zeit, welche sie verkaufen, für den Lebensunterhalt ihrer Familie nicht aus. Bei anderen scheint die Zeit wertvoller zu sein, da sie sich um Geld nicht sorgen müssen. Oftmals kaufen sie sich dann mit teuren Geschenken von der Zeit mit ihrer Familie frei. Man nennt das Luxusverödung. Beide Gruppen haben eines gemeinsam: frustrierte Kinder.

„Klugscheißer“, werden einige von Ihnen sagen. Ja, vielleicht! Aber mit den besten Intentionen. Hier sind drei Ideen, wie man den Alltagsfrust bei Kindern eventuell ein wenig reduzieren kann.

Idee Eins: Alltagsrituale!

Bei 8h Schlaf haben sie theoretisch 16h Zeit für Ihre Familie. Richtig, Sie müssen arbeiten, also nehmen wir weitere 10h weg. Bleiben 6h übrig. Sie merken, aus der Nummer kommen Sie nicht heraus. Selbst wenn man noch 4h für Haushalt, Hobby, Essen und Freizeit abzieht, bleibt ein bisschen was übrig. Nutzen Sie diese Zeit, um Ihren Kindern zu zeigen, dass sie Ihnen wichtig sind. Wenn selbst diese Zeit für „wichtigere Dinge“ geparkt ist, dann hier ein Minimalvorschlag: Essen muss jeder. Bereiten sie das Frühstück und Abendbrot zusammen mit Ihren Kindern vor und dann essen Sie gemeinsam. Dabei lassen Sie ihr Kind alles erzählen, was es zur Zeit bewegt. Jeden Tag! Dazu müssen Sie allerdings ernsthaft an den mitunter bruchstückhaften, sich wiederholenden Erzählungen interessiert sein. Sonst wird es ein Schmierentheater.

Auch als Lehrer können Sie solche Rituale nutzen. Lassen Sie am Anfang jeder Stunde einige Kinder erzählen, was ihnen am Vortag ganz besonders gut gelungen ist. Haben Sie echtes Interesse an den Schülern und versuchen sie ihre Denkweise zu verstehen. Viele Lehrer denken oftmals, dass es unprofessionell ist, sich bei Kindern zu stark auf die emotionalen Ebene einzulassen. Allerdings werden Schüler Sie nur dann ehrlich in ihr Vertrauen ziehen, wenn Sie genau dies tun. Wer weiß, vielleicht haben Ronny und Kevin dadurch auf einmal auch mehr Interesse an dem, was Sie ihnen in der Stunde erzählen wollen als an dem, was Ihnen gerade ihr Smartphone berichtet. Packen Sie ihre Stundeninformationen in Geschichten! Kinder lieben Geschichten und besonders diejenigen, welche von sich behaupten, sie wären schon fast erwachsen.

Idee zwei: „Warum“ fragen!

Kinder haben die besondere Bedeutung dieses Fragewortes erkannt. Ohne dass ihnen jemand erklärt hätte, wie wichtig es eigentlich ist. „Warum“ zu fragen, gibt allem einen Sinn. Wenn kleine Kids dieses Wort erst einmal gelernt haben, dann besitzen sie eine Waffe, welche so manchen Erwachsenen schon in den Wahnsinn getrieben hat. Warum hast du Augen? Warum muss ich essen? Warum heiße ich Rasmus? Warum heißt du Mama? Warum, warum, warum, warum? Besonders hier merken Eltern, dass ein Bemühen, den Anderen nicht als ein unselbständiges Objekt sondern als ein lebendes Subjekt zu betrachten, oftmals nicht einfach ist. Denn ein anderer lebender Organismus hat möglicherweise eine Vorstellung, die sich von unserer eigenen unterscheidet und beantwortet das „warum“ anders. Lassen wir den Kindern doch einfach ein wenig Leine, wenn es nicht gerade um Leben und Tod geht.
Dies ist bei kleinen Kindern ganz besonders schwierig. Sie können einem einjährigen Kind nicht erklären, warum es jetzt unklug wäre, über die Straße vor einen großen LkW zu laufen. Sie rufen „Stop“. Nur wenn Sie die Straße überquert haben, erklären Sie eben einfach das „warum“. Wir Erwachsenen fragen „warum“ leider viel zu selten. Lieber fragen wir nach dem „wie“ oder „was“. Diese Fragewörter sind sicher auch wichtig, aber sie implizieren Anweisungen. Sie ergründen nicht den Sinn der Dinge. Aber genau diesen wollen Kinder verstehen. Denn dies ist ja ihre Aufgabe. Sie wollen lernen diese Welt und damit auch sich selbst als Teil derselben zu verstehen. Lassen Sie sich also auf das „Warum“ ein.

Dies gilt gleichermaßen für Lehrer. Werden sie von ihren Schülern nach dem Sinn einer Stoffeinheit für ihr späteres Leben gefragt, dann antworten sie ehrlich. Wenn Ihnen der Lehrstoff auch sinnlos erscheint, dann sagen Sie es so. Damit geben sie den Ball weiter an diejenigen, welche dafür verantwortlich zeichnen. Ihre Schüler bauen aber durch Ihre Ehrlichkeit Vertrauen zu Ihnen auf.

Idee drei: Stärken stärken!

Manche Kinder setzen sich besonders für andere ein. Andere können unglaublich gut mit Menschen  kommunizieren. Wiederum andere lieben es mit Zahlen zu experimentieren. Singen, malen, laufen oder auch ansteckende Freude ausstrahlen. Jedes Kind hat etwas, was es besonders gut kann. Versuchen sie diese Perlen zu finden. Durch Zufall habe ich in einem meiner Kurse in der 10. Klasse herausgefunden, dass ein Schüler einen Großteil der auf der Erde lebenden Fische lateinisch bezeichnen kann und über jede einzelne Fischart fundamentales Wissen hat. Dieser Junge erzählte mir, er säße oft stundenlang und beschäftige sich mit Fachbüchern, Dokumentationen und Fachvorträgen. All dies passiert ohne Zwang, Angst vor Bestrafung oder der Hoffnung auf Belohnung. Nein, es passiert aus reiner und unbändiger Neugier mehr über Fische zu erfahren. Dieses Interesse an seiner Umwelt macht diesen Jungen zu einem glücklichen Kind und Schüler.

Ich glaube, dass alle Kinder ein besonderes Potential haben. Wir Erwachsenen müssen lernen diese besonderen Stärken zu entdecken. Jedes Kind will anderen zeigen, dass es etwas besonders gut kann und es will dafür wertgeschätzt werden. Liebe Eltern und liebe Kollegen, ich selbst habe viele offene Fragen zu unserem Umgang mit den Kindern im Angesicht der rasanten gesellschaftlichen Entwicklung, die wir gerade erleben. Aber aus meinem eigenen Lehreralltag kann ich guten Gewissens behaupten, dass die hier vorgeschlagenen Ideen zumindest mein Verhältnis zu den Schülern dauerhaft verbessert hat. Daher versuchen Sie es doch einfach auch einmal. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass alles beim Alten bleibt. Als Vorbereitung auf das (Arbeits-)leben der Zukunft, taugt es vermutlich eher wenig. Aber stellen Sie sich die glücklichen Augen oder das zufriedene Lächeln ihrer Kinder vor, wenn es doch funktioniert.

Zum Schluss möchte ich ihnen noch einen Masterplan in Form eines kleinen Aphorismus‘ mit auf den Weg geben. Er bezieht sich noch einmal auf das Zitat von Friedrich Fröbel:

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. / Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. / Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit. / Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. / Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal. – Talmud

Falls Sie eigene Ideen haben, wie man die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern verbessern kann aber auch wenn Sie meinen Ideen nichts abgewinnen können, lassen Sie es mich wissen. Gerne in einem Kommentar oder über einen anderen Kanal Ihrer Wahl. Apropos Wahl: wenn Sie eigene Ideen haben, wie man das Bildungssystem verbessern könnte, schauen Sie sich doch einmal Demokratie in Bewegung an.

Glücklichsein – 3 einfache Ideen für weniger frustrierte Kinder
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